3. Arnstädter Literaturtag

Am 4. November fand der Arnstädter Literaturtag im dortigen Rathaus statt. Insgesamt sieben Thüringer Verlage hatten die Gelegenheit, sich mit ihrem Sortiment im Foyer vorzustellen. Parallel fanden im ersten Obergeschoss Buchlesungen statt. Ich war ebenfalls dabei und habe neben einem Auszug aus „Die feindseligste aller Spezies“ auch eine Geschichte aus dem zweiten Band von „Dunkle Sphären“ vorgestellt. Die Anwesenden kamen als Erste in den kompletten Genuss von „Die Farben des Mondes“.

Im Anschluss wurden im großen Saal die diesjährigen Literaturpreise verliehen. Mit dabei war die Schirmherrin und Landrätin Petra Enders, der Bürgermeister Frank Spilling ließ sich vertreten.

Die Auszeichnung für das beste Werk im Bereich Belletristik erhielt Rolf Meisegeier, der den Preis zusammen mit seiner Tochter und Co-Autorin Dr. Heike Fischer entgegennahm.

Als bestes Sachbuch wurde Wolfgang Becks „Alles hat ein Ende, auch die Marktwirtschaft“ ausgezeichnet.

Der Preis für das beste Kinderbuch ging an Heike Böttcher, die ihn zusammen mit ihrer Illustratorin entgegennahm.

Klaus-Ulrich Hubert wurde für das ungewöhnlichste Werk ausgezeichnet.

Den Sonderpreis erhielt schlussendlich Stefan Wogawa.

Weiterhin erhielten diverse Autoren die Möglichkeit, ihre neu beim THK-Verlage erschienen Werke vorzustellen. Darunter Philip Preysing, der ein Buch über „Propaganda heute“ geschrieben hat.

Für musikalische Untermalung sorgte Karl Porges und zum Abschluss gab es noch einen kleinen Empfang zum 10-jährigen Bestehen des THK-Verlages.

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Buchlesung im Lesecafé des THK-Verlags

Da mein Kurzgeschichtenband „Dunkle Sphären“ mitten in der Pandemie erschienen ist, konnte ich erst jetzt eine Buchlesung nachholen. Mein Dank gilt allen Teilnehmern und insbesondere denen, die ein Exemplar gekauft haben. Es war eine interessante Veranstaltung, bei der meine Partnerin und ich nicht nur aus den zwei Geschichten „In bester Absicht“ sowie „Die feindseligste aller Spezies“ vorlasen und ich anschließend etwas zu deren Entstehungsgeschichte erzählt habe. Es entspann sich außerdem eine angeregte Diskussion über Science Fiction allgemein sowie den Vater der deutschen Science Fiction, Kurd Laßwitz, im Besonderen. Immerhin lebte Laßwitz in derselben Stadt wie ich.

Bedauerlicherweise wird das Erbe von Kurd Laßwitz äußerst stiefmütterlich behandelt. In Frankreich würde man nie derart ignorant mit Jules Verne umgehen oder in Großbritannien mit H. G. Wells. Trotz des großen erzählerischen Potentials und einer wachsenden Fangemeinde wird Science Fiction in Deutschland leider immer noch als unbedeutendes Nischengenre abgestempelt und so verwunderte es auch nicht, dass bei der Lesung keinerlei Presse anwesend war. Bei Krimi- und Heimatautoren sieht die Sache da schon anders aus.

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Leeroy will’s nicht wissen

Der eine oder andere ist bei Youtube sicherlich schon mal auf das Format Leeroy will’s wissen gestoßen. In diesem interviewt der 1996 in Bonn geborene Leeroy Matata, der mit bürgerlichem Namen Marcel Gerber heißt, Menschen, denen Außergewöhnliches passiert ist. Das Spektrum reicht von Unfallopfern über Magersüchtige bis hin zu Ex-Nazis, die den Ausstieg geschafft haben.

Das klingt erst einmal interessant und so dachte ich mir, ich bewerbe mich einmal mit meiner Unfallgeschichte. Immerhin wäre es eine gute Gelegenheit gewesen, ein Statement gegen rücksichtslose Raser zu setzen. In einer Zeit, in der die FDP als kleinster Koalitionspartner der Ampelregierung erfolgreich jedes Tempolimit blockiert und damit Wähler weit über die 1% Prozent ihres superreichen Klientels mobilisiert, sicherlich keine schlechte Idee. Einfach mal die hässlichen Konsequenzen aufzeigen und darauf hoffen, dass es wenigstens einige Menschen wachrüttelt.

Nach dem Einreichen meiner Bewerbung verging über ein Jahr ohne jede Reaktion. Nicht einmal eine Standardablehnung im Copy-and-Paste-Verfahren, wie ich sie bereits von Bares für Rares kannte, war mir vergönnt. Klar beantwortet Leeroy Matata die eingehenden E-Mails nicht persönlich, darum kümmert sich ein ganzes Team. Eine absolute Respektlosigkeit ist das Ausbleiben jeder Reaktion dennoch, obgleich ich es inzwischen fast schon begrüße, keine Einladung zu einem Interview erhalten zu haben. Der Kanal hat sich nämlich nicht gerade zum Besten entwickelt.

Der Fokus hat sich immer mehr auf reißerische Themen verlagert. Wie fühlt man sich als verurteilter Mörder oder als Pornostar? Wie ist es, mit 13 schwanger zu sein und vom verantwortungslosen Vater den Laufpass zu bekommen? Leeroy will alles wissen, was Klicks bringt, und wenn er sich dafür auf BILD-Niveau begeben muss.

Beim zweiten Format Das Treffen sieht es fast noch schlimmer aus. Dort lässt Leeroy gegensätzliche Meinungen aufeinandertreffen, was ein interessanter Beitrag zur Debattenkultur hätte werden können. Doch Mischungen wie Pädophiler trifft Missbrauchte oder Mörder trifft Angehörigen überschreiten regelmäßig Grenzen, da die Täterseite nahezu unmoderiert ihr kriminelles Verhalten rechtfertigen und um Verständnis werben darf.

Leeroy schafft einen Safe-Space für jedermann, auch für Pädokriminelle, Mörder, Salafisten und Faschisten. Kritische Fragen: Fehlanzeige! Im Gegenteil darf bei Leeroy schon mal ein AfD-Politiker einer Transfrau die Meinung geigen und unwidersprochen Falschinformationen verbreiten. Die Moderation überlässt es einfach der Gegenseite, diese zu wiederlegen. Ebenso wird es dem Publikum überlassen, darüber zu entscheiden, wo die Wahrheit liegt. So erspart man sich die Recherche. Allerdings ist es nicht nur faul, sondern brandgefährlich, Lügenpropaganda und Hetze nicht als solche zu entlarven.

Doch für Klickzahlen wird die Realität ganz bewusst verzerrt. Das betrifft auch die Auswahl der Interviewpartner, wie das Beispiel Polizist trifft Antifaschist zeigt. Die Antifa wird in dem Video durch einen klischeemäßig vermummten Krawallo vertreten, der sich selbst „Paprika“ nennt. Schon nach wenigen Minuten ist klar, dass es sich um eine Knallcharge handelt, die nie ernsthaft Antifa-Arbeit geleistet hat und überhaupt nicht weiß, warum es wichtig ist, Faschismus zu bekämpfen. Im Gegenteil bekennt der Depp, früher selbst rechtsextrem gewesen zu sein und sich eigentlich nur gern mit der Polizei zu prügeln. Er könnte genauso gut ein Agent Provokateur sein, denn mit jedem Wort, das seinen Mund verlässt, schadet er dem Anliegen des Antifaschismus.

Der Name Paprika ist leider schon vergeben.

Auf der anderen Seite sitzt ein Polizist, der gar nicht erst in die Verlegenheit gebracht wird, selbstkritisch über Polizeigewalt reflektieren zu müssen. Stattdessen wird er mit der abschreckenden Gewaltbereitschaft eines offenkundigen Extremisten konfrontiert, der ein gefundenes Fressen für jeden CDU- und AfD-Politiker darstellt. Dabei wird ein völlig falsches Bild einer Antifa gezeichnet, die es ohnehin nicht in der von den Massenmedien dargestellten homogenen Form gibt.

Die Polizei auf der anderen Seite bekommt bei Leeroy stets eine Plattform für ihre unkritische Selbstdarstellung. Obwohl Marcel Gerber sich als Afrodeutscher im Rollstuhl eigentlich mit Racial Profiling und Diskriminierung auskennen müsste, scheut er sich, diese Themen anzusprechen. Gleiches gilt für rechte Chatgruppen und Prügelattacken auf friedliche Sitzblockaden. Stattdessen lässt sich Matata für seine reißerischen Videothumbnails im gespielten Würgegriff eines Polizeibeamten fotografieren, was angesichts von Mordfällen wie dem an George Floyd in den USA einfach nur geschmacklos ist.

Nein, das ist nicht witzig!

Das alles ist kein objektiver Journalismus, auch wenn Matata sich gern neutral gibt. Objektiver Journalismus darf sehr wohl kritische Fragen stellen und Interviewpartner mit den eigenen Recherchen konfrontieren, sofern diese überhaupt vorhanden sind. Die knappen Faktenchecks zu Beginn der meisten Videos erfüllen diesen Zweck nicht wirklich und als Moderator greift Leeroy auch nicht ein, wenn Fakten verdreht oder negiert werden. Die Qualität des Kanals darf daher als mangelhaft bezeichnet werden und was die Themenwahl angeht, reiht sich ein Tiefpunkt an den nächsten.

Anfang 2023 hat schließlich das Online-Content-Netzwerk Funk, das zu ARD und ZDF gehört, die Reißleine gezogen und die Zusammenarbeit mit Leeroy Matata gekündigt. Offiziell heißt es dazu: „Wir geben unseren Formaten den größtmöglichen Spielraum von Produktionen, konnten aber manche Themen bei ‚Leeroy will’s wissen’ nicht unterstützen. Dies lag auch an jugendschutzrechtlichen Bedenken, da wir sicherstellen müssen, dass alle Inhalte für junge Menschen ab 14 Jahren geeignet sind.”

Quelle

Gerber beklagte sich auf der anderen Seite über mangelnde „kreative Freiheit“. Vielleicht hätte er dann lieber Künstler werden sollen. Jedenfalls habe ich nach all seinen Videos, die ich mir angesehen habe, überhaupt kein Interesse mehr, in seiner Sendung aufzutreten. Allerdings hätte ich ein paar kreative Ideen, was er mir damals in eine Ablehnung hätte schreiben können.

Wie wäre es z. B. mit: „Damit die Unfallgeschichte interessant wird, müsste sie schon einem erfolgreichen Bestsellerautor passiert sein.“ Oder: „Unfälle mit unter 5 Toten sind nicht spektakulär genug. Da braucht es schon bundesweite Schlagzeilen.“ Zu ehrlich? Okay, dann vielleicht: „Sorry, aber Unfälle mit Genickbrüchen hatte ich schon genug in meiner Sendung. Komm wieder, wenn der Kopf ab ist.“

Was den Punkt mit der Opferzahl angeht, finde ich es übrigens bezeichnend, dass nach dem grauenhaften Unfall mit 7 Toten am 1. April 2023 bei Bad Langensalza die Flagge am Gothaer Rathaus auf Halbmast gehängt wurde und der Oberbürgermeister den Angehörigen sein Beileid ausgesprochen hat, da eines der Opfer aus dem Kreis Gotha stammte. Als meine Mutter Ende 2018 bei einem ähnlichen Unfall mit insgesamt 4 Toten starb, gab es weder Trauerbeflaggung noch Beileidbekundungen. War wohl einfach nicht spektakulär genug.

Für mich zeichnet sich hier ein gesamtgesellschaftliches Problem ab: Wenn man es nicht in eine reißerische Schlagzeile geschafft hat, interessiert sich keine Sau dafür, was einem Schlimmes wiederfahren ist. Weder die Politik noch die Medien kümmert es, solange es nicht genügend Aufmerksamkeit erzeugt, um Kapital daraus zu schlagen. Dementsprechend will’s auch Leeroy nicht wirklich wissen, wenn es keine Klickzahlen generiert.

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THK-Verlag auf der Thüringen-Ausstellung

Vom 4. bis 5. März war der THK-Verlag als einziger Thüringer Verlag auf der Thüringen Ausstellung vertreten. In drei großen Messehallen gab es insgesamt neun Tage lang vor allem Verkaufsstände und Fressbuden, aber auch Info-Stände von Parteien und Religionsgemeinschaften. Mit Thüringen hatte das nicht immer was zu tun. So gab es an keinem einzigen Stand Thüringer Bratwürste, aber dafür einen Stand mit bayrischer Küche. Ist das schon eine völkerrechtswidrige Annexion?

Ebenso deplatziert wirkte ein Stand der Bundeswehr ausgerechnet in der Halle der Gesundheitsmesse. Wenn dort wenigstens ein Feldlazarett gestanden hätte, wäre der Kontext ja zumindest hergestellt gewesen. Aber Werbung für einen Arbeitgeber, für den man seine körperliche Unversehrtheit und sogar sein Leben riskiert, war so ziemlich das genaue Gegenteil von dem, was der Begriff „Gesundheitsmesse“ suggerierte.

Auch sonst war die Messe jetzt nicht wirklich interessant für mich. Abgesehen von ein paar Künstlern war alles nur auf große Unternehmen zugeschnitten. Die Preise für Essen waren zudem derart gesalzen, dass ich zum Mittag lieber über die Straße zu einem Asia-Imbiss gegangen bin. Einzig das Obst am Nachbarstand des THK-Verlags wurde am Sonntag eine Stunde vor Messeschluss stark genug reduziert, dass ich zugegriffen habe.

Beim Verlag galt natürlich die Buchpreisbindung, von daher gab es dort keine überzogenen Messepreise. Allerdings sind die Druckkosten in den letzten Jahren inflationsbedingt gestiegen. Allein der Papierpreis hat sich verdreifacht! Der erste Band von „Dunkle Sphären“ ist zum Glück schon 2021 erschienen, sodass er noch für moderate 12,90 € zu haben ist. Auf der Thüringen-Ausstellung habe ich insgesamt fünf Exemplare verkauft. Bei dem, was ich an Benzin verfahren habe, war das auch bitter nötig.

Andere Autoren hatten ebenso hart zu kämpfen. Darunter Jürgen Ludwig, mit dem ich mir Samstag den Stand geteilt habe und der eine ganze Reihe Bücher zur Auswahl hatte.

Am Samstagnachmittag kam Bert Lichtenheldt dazu, der ebenso wie ich auch am Sonntag dabei war. Der ehemalige DDR-Diplomat hatte sein Buch Solange wir leben, reichen die Tage dabei, in dem er u. a. über seine Zeit im Jemen berichtet. Heike Böttcher, die sich am Sonntag dazu gesellte, bewarb ihr Kinderbuch Freunde in der Nacht, in welchem ein Gespenst neue Freunde sucht. Schlussendlich war natürlich auch unser Verleger Frank Kuschel dabei, dem ich recht herzlich für die Möglichkeit danken möchte, mein Buch auf einer Messe zu präsentieren.

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3. Platz für „Köpfchen muss man haben“

Anfang des Jahres hatte der Autor Axel Aldenhoven auf seinem Blog axelschreibt.de einen Kurzgeschichtenwettbewerb organisiert. Das Besondere dabei war, dass es keine voreingenommene Jury gab, sondern die Leser des Blogs alle eingesendeten Geschichten frei bewerten konnten. Damit es fair zuging, wurden alle Kurzgeschichten anonymisiert, sodass allein anhand des Inhalts und Schreibstils bewertet werden konnte.

Insgesamt 13 Geschichten nahmen am Wettbewerb teil. Darunter auch eine von Axel selbst sowie eine von einer KI geschriebene Story, die allerdings von der Preisvergabe ausgeschlossen waren. Gewonnen hätte die KI-Geschichte ohnehin nicht, da ihr Beitrag An einem kalten Winterabend bei den Lesern mehrheitlich durchgefallen ist und einige sogar den Verdacht hatten, dass kein echter Autor dahinter steckt. Zu kurz war die Geschichte, die Charaktere ohne Tiefgang und das Ende sehr abrupt. Irgendwie beruhigend, dass es eine künstliche Intelligenz noch nicht mit einem realen Autor aufnehmen kann.

Axel Aldenhovens eigener Beitrag Pandora 22 war da schon um einiges spannender und wurde entsprechend honoriert. Entsprechend positiv fielen die Kommentare aus und einige haben sogar den Autor erkannt. Natürlich musste sich Axel aber als Veranstalter selbst von der Preisvergabe ausschließen. Die anderen Geschichten orientierten sich mal mehr, mal weniger an den Bildern eines violetten Aliens und einer Tafel mit fremdartigen Schriftzeichen, welche die einzige Vorgabe für den Wettbewerb darstellten.

Den ersten Platz belegte Beatrice Sonntag mit Pink ist das neue Grün, in deren Geschichte der violette Außerirdische Kontakt mit einem kleinen Mädchen aufnimmt. Auf dem zweiten Platz landete Möge das Licht… von Class Gerald Gerdsen, der zwar erst seit zwei Jahren schreibt, aber offenkundig schon viele Leser überzeugen konnte. Einen herzlichen Glückwunsch an die beiden.

Meine Wenigkeit landete mit der Geschichte Köpfchen muss man haben immerhin noch auf Platz 3. Die Mischung aus Gesellschaftskritik und schwarzem Humor kam offenbar gut an. Ich habe mich sehr über Kommentare wie „Made my day“ gefreut und danke allen Unterstützern. Ein häufiger Kritikpunkt war dagegen, dass ich die Ideologie der Nazis zu plakativ abgewertet habe. Ja, das stimmt durchaus, aber in diesem Fall wäre es fatal, neutral zu bleiben und den Lesern das Urteil zu überlassen. Dies würde immerhin bedeuten, auch eine positive Bewertung der Nazigräuel zuzulassen. Die Geschichte richtet sich ganz bewusst gegen Rassismus. Ich bin froh, dass das mehrheitlich honoriert wurde.

Besonders glücklich bin ich über die Preise, die Axel Aldenhoven für die ersten drei Plätze verlost hat. Es gab weder Geld noch Pokale, sondern etwas viel Besseres. Die Gewinner konnten sich zwischen der Vertonung einer Kurzgeschichte, einem Werbevideo und eine Covergestaltung entscheiden. Da die Veröffentlichung des zweiten Bands von Dunkle Sphären ansteht, habe ich mich für das Cover entschieden. Ich habe auch schon eine Idee, in welche Richtung es gehen soll, muss mich aber noch mit Axel absprechen. Ich bedanke mich hiermit recht herzlich für die Möglichkeit und den Wettbewerb insgesamt. Die Teilnahme hat sehr viel Spaß gemacht.

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10 Jahre THK-Verlag

Am 11. Februar feierte der THK-Verlag in seinem eigenen Lesecafé in Arnstadt sein zehnjähriges Bestehen. Die Veranstaltung begann 15 Uhr mit Heike Böttcher, die aus ihrem Kinderbuch „Freunde in der Nacht“ las. Ich schaffte es erst gegen 16:15 Uhr nach Arnstadt, gerade noch rechtzeitig, um vom Verlagschef Frank Kuschel als weiterer Autor begrüßt zu werden.

Frank resümierte die Anfänge des Verlags, der zwar vom Land Thüringen die Genehmigung bekam, sich Thüringer Kommunalverlag zu nennen, doch die IHK lehnte diese Bezeichnung als zu offiziell klingend ab. Am Ende konnte ein Vergleich erzielt werden. Laut diesem darf sich der Verlag auf der Webseite Thüringer Kommunalverlag nennen, doch auf allen Dokumenten muss der Name mit THK-Verlag abgekürzt werden.

Auf Nachfrage der anwesenden Presse wurden weiterhin die anstehenden Buchprojekte genannt. Darunter auch der zweite Band von „Dunkle Sphären“, den ich erst kürzlich vollendet und eingereicht habe. Diesmal werden sich die meisten Geschichten um die Frage drehen, was Realität ist? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Leben wir in einer Simulation? Was macht künstliche Intelligenz aus? Damit wird sich der zweite Band deutlich vom ersten unterscheiden.

Weiter ging es 17 Uhr mit der Buchlesung von Stefan Wogawa, der aber nur wenige Sätze las und dann den Dialog mit dem Publikum suchte. Dabei ging es u. a. um die Debatte über den angeblichen Rassismus von Karl May im letzten Jahr und die vermeintliche kulturelle Aneignung, wenn Kinder Cowboy und Indianer spielen. Immerhin hat der THK-Verlag einige Karl May-Klassiker neu aufgelegt, die nach wie vor gefragt sind.

Stefan Wogawa

Ab 18 Uhr las Thomas Niedlich aus seinem teilweise autobiografisch inspirierten Buch „Der Blick aus dem Küchenfenster“. Er beschrieb darin, wie es war, in den 1950ern als Kind auf dem Land aufzuwachsen. Er schilderte die Wirkung von Fotografien im Kleinkindalter und den unangenehmen Kontakt mit der ersten Zigarette in der Jugend.

Thomas Niedlich

Zum Schluss las Jürgen Ludwig aus seinem autobiografischen Werk „Erinnerungen und mehr“. Er sprach u. a. darüber, wie er als Kind mit seinen Eltern über die innerdeutsche Grenze ging, um Verwandte im Westen zu besuchen, und zurückkehrte, wobei seine Familie erwischt und einem Verhör unterzogen wurde. Auch später kehrte er nach einer Westreise zurück, obwohl er nach seinem Parteiaustritt aus der SED mit einem Teilberufsverbot abgestraft wurde.

Jürgen Ludwig

Zwischen den Lesungen gab es noch Kuchen und Soljanka. Danach ging es mit dem Fahrrad zurück nach Hause. Zum Glück hielt diesmal das Wetter und die Temperaturen lagen deutlich über dem Gefrierpunkt. Bei der Eröffnung des Lesecafé vor einem Jahr hatte ich weniger Glück und musste bei Eisregen durch die Nacht fahren. Diesmal habe ich wesentlich angenehmere Erinnerungen mitnehmen können. Dem Verlag danke ich sehr herzlich für diese Einladung und wünsche viele weitere erfolgreiche Jahre.

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2. Arnstädter Literaturtag

Aufgrund einer anderen Parallelveranstaltung wurde der 2. Arnstädter Literaturtag vom September auf den 5. November verlegt. Da es um diese Jahreszeit schon deutlich kälter war, fand diesmal alles in Innenräumen verschiedener Locations statt. Immerhin schien wenigstens die Sonne, sodass ich mit dem Fahrrad von Gotha nach Arnstadt fahren konnte. Angesichts der steigenden Spritpreise und der Abschaffung des 9 €-Tickets nach nur drei Monaten die einzige Option, kostengünstig anzureisen. Auf der anderen Seite leider auch eine sehr zeitintensive Option, mit der es kaum möglich war, pünktlich zum Beginn der ersten Lesung zu erscheinen.

Auf die Auswertung des Krimikurzgeschichtenwettbewerbs am Vorabend habe ich gleich ganz verzichtet, da ich es nicht geschafft hatte, eine eigene Geschichte einzureichen. Der Abschluss des zweiten Bandes von „Dunkle Sphären“ hatte für mich nun einmal Vorrang. Vielleicht nehme ich beim nächsten Mal teil.

Der Samstag begann 10:30 Uhr mit einer Lesung zur Thüringer Geschichte im Stadtmuseum, die ich leider verpasst habe. Weiter ging es 11:30 Uhr im Café Marlitt, wo Uta Kessel in gemütlichem Ambiente Arnstädter Literaten vorstellte. Davon habe ich immerhin noch die letzten Minuten mitbekommen. Bis 15 Uhr war dann erst einmal Mittagspause.

Die nächste Lesung fand in der Musikschule am Markt statt, wo Franziska Steinecke und Marco Onofri für die passende musikalische Untermalung sorgten. Arnstadt ist ja nicht nur Literaturstadt, sondern auch Bach-Stadt, weshalb die Kombination mit klassischer Musik durchaus passend war. Gespielt wurden allerdings andere Komponisten.

Die erste Lesung hielt Evelyn Günther, da sie 16 Uhr bereits zur nächsten Veranstaltung im Lebensart erwartet wurde. Außerdem fand parallel ab 15:30 Uhr eine Kinderbuchpräsentation mit Thomas Kuschel, Gabriele Mämpel und Christiane Schön in der Bibliothek statt. Ein volles Programm, welches einem die Qual der Wahl ließ.

In der Musikschule ging es unter anderem mit Jürgen Ludwig weiter, der aus seinem Sachbuch „Arnstadt, deine Bäume“ las. Ein Aufruf zur Stadtbegrünung, die einige interessante Geschichten zu bieten hatte. Durch das Programm aus Geschichten und Gedichten führte Dieter Hesse.

Den Abschluss bildete ab 18 Uhr die Verleihung der Arnstädter Literaturpreise im großen Saal des Rathauses. Da die Preise direkt vom THK-Verlag vergeben wurden, waren diese auf Autoren desselbigen beschränkt. Allerdings gibt es in Arnstadt auch nur einen weiteren Verlag, die Blütezeit des örtlichen Verlagswesens liegt in der Vergangenheit.

Immerhin gingen Jury und Sponsoren über den Verlag hinaus und die Preise wurden von lokalen Politikern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens überreicht. Den Anfang machte dabei die Landtagsabgeordnete Donata Vogtschmidt (DIE LINKE), welche den Preis für das beste Wissenschaftsbuch an Prof. Uwe Hoßfeld und Dr. Karl Porges überreichte.

Der Preis in der Kategorie Belletristik ging an Matthias Klaß für seinen historischen Roman „Kampf um Thüringen – Der Untergang“. Der Preis für das beste Kinderbuch wurde von Landrätin Petra Enders für das Buch „Wau! Geschichten aus dem Gerataler Märchenland“ von Gabriele Mämpel und Christiane Schön übergeben. Zwar war nur eine Autorin anwesend, doch dafür kam diese mit einer ganzen Hundeschule, denn im Buch geht es vorrangig um die Vierbeiner.

Als nächster wurde Dieter Hesse für sein Lebenswerk prämiert. Der inzwischen 80-Jährige hat erst spät mit dem Schreiben angefangen, inzwischen aber schon 9 Bücher veröffentlicht.

Der Preis für die beste Thüringer Biografie ging an Dr. Stefan Wogawa, überreicht von Autorenkollegin Evelyn Günther.

Jürgen Ludwig erhielt anschließend von Verlagschef Frank Kuschel den Preis für das beste Sachbuch „Arnstadt, deine Bäume“, aus dem er bereits am Nachmittag vorgelesen hatte.

Der Preis für den besten Krimi ging an Michael Menzel für seinen Politthriller „Schattenmächte“ und zum Schluss gab es noch einen Sonderpreis für Landolf Scherzer, der trotz aktueller Krisen stets seinen Standpunkt verteidigte. Eine gute Überleitung, denn im Anschluss sollte er noch aus dreien seiner Bücher lesen. Darunter aus „Am Sarg der Sojus“, welches nach einer Reise ins postsowjetische Russland der Wendezeit entstanden war.

In einem weiteren Buch hatte Scherzer seine Erlebnisse auf der Krim nach der Annexion niedergeschrieben, welches noch vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine in Druck ging. Nachdem es von den historischen Ereignissen überholt wurde, musste Scherzer viel boshafte Kritik über sich ergehen lassen, zumal er die Meinung vertrat, dass der Beitritt der Halbinsel zu Russland der dortigen Bevölkerung erst den Bürgerkrieg und anschließend auch den aktuellen Krieg erspart hat. Dies sei aber vielmehr eine pragmatische Tatsache und habe nichts mit Putin zu tun, dessen Krieg Scherzer selbstverständlich ablehnte. So habe er auch schon damals keine Putinmadroschka als Souvenir mitgenommen.

Als befremdlich schilderte der Autor, dass jeder Ausländer, der über Moskau auf die Krim reise, von der Ukraine des illegalen Grenzübertritts beschuldigt werde, während die Ukraine ihrerseits aber keine Genehmigungen für Reisen auf die Krim erteile. Egal ob Touristen oder Journalisten, in den Augen der Regierung von Kiew seien alle Illegale und Exbotschafter Melnyk forderte gar von Deutschland die Auslieferung der vermeintlichen Straftäter. Dabei ging es Scherzer lediglich darum, ein Buch darüber zu schreiben, wie die Bevölkerung der Krim die letzten Jahre erlebt hat. Ganz objektiver Journalismus, fernab jeglicher Propaganda der einen oder anderen Seite.

In Zeiten der Kriegsrhetorik heißt es jedoch: „Wer nicht für die Ukraine ist, ist für Putin“, auch wenn das überhaupt nicht stimmt. Wer versucht, die Lage objektiv zu betrachten, alle Fakten vorzutragen oder gar für Friedensverhandlungen zu appellieren, steht da schnell am Pranger, so wie zuletzt Gabriele Krone-Schmalz, die erst kürzlich an der Volkshochschule Reutlingen einen wissenschaftlich trockenen und politisch neutralen Vortrag über die Vorgeschichte des Ukrainekrieges hielt, bei dem sie mehrfach betonte, dass der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Putin durch nichts zu rechtfertigen sei. Trotzdem werden sie und die Volkshochschule seither angegriffen.

Im Falle von Landolf Scherzer kommt hinzu, dass sein Buch lange vor dem Angriffskrieg entstanden ist. Das Publikum in Arnstadt hatte dafür offenkundig Verständnis. So stießen die Auszüge, die Scherzer zum Besten gab, auf großes Interesse und ernteten entsprechenden Beifall. Im Anschluss hatten die Gäste noch Gelegenheit, mit allen anwesenden Autoren ins Gespräch zu kommen. Verlagschef Frank Kuschel spendierte zudem ein Büffet anlässlich seines 60. Geburtstages, welchen er im Vorjahr nicht feiern konnte und nun nachholte.

Für mich ging damit ein ereignisreicher Tag zu Ende, an dem ich ganze drei Exemplare von „Dunkle Sphären“ verkauft habe – so viel wie schon lange nicht mehr. Nach dem Abbau stand nur noch eine lange Heimfahrt in der Dunkelheit an. Ein Glück, das wenigstens das gute Wetter hielt und den Blick auf einen schönen Sternenhimmel freigab.

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KunstForum eröffnet „Resilienzen“-Ausstellung

Vom 16. September bis 13. November werden in den Räumlichkeiten des KunstForums Gotha die Werke von 30 Künstlern ausgestellt, die von der Kulturstiftung Thüringen ein Sonderstipendium erhalten hatten, um die schwierige Zeit der Corona-Pandemie zu überbrücken. Die Ausstellung trägt den passenden Titel „Resilienzen“, der in der Soziologie die Fähigkeit von Gesellschaften beschreibt, äußere Störungen zu verkraften. Das ist gerade für Kulturschaffende besonders schwer, egal ob für bildende Künstler oder Autoren. Dank der zusätzlichen Hilfe ist jedoch eine spartenübergreifende Sammlung beindruckender und teils kurioser Werke herausgekommen.

Die Eröffnung fand am 15. September statt. Kuratorin Kristin Wenzel hatte neben einigen einleitenden Worten auch eine traurige Mitteilung. Die Autorin Verena Zeltner, die eines der Stipendien erhalten hatte, war zwischenzeitlich verstorben. Ihre Werke machen die Ausstellung somit zusätzlich zu einem Ort der Erinnerung.

Bevor die Gäste auf die oberen Etagen gelassen wurden, gab es noch Grußworte aus der Landesregierung und Gotha. Kulturminister Hoff ließ sich dabei durch Jörg Schmidt vertreten, welcher in der Staatskanzlei u. a. für die Bereiche bildende Kunst und Ausstellungen zuständig ist. Oberbürgermeister Knut Kreuch, der etwas verspätet eintraf, hielt ebenfalls eine Rede.

Ein echtes Highlight war die Performance von Antje Horn, die eine Geschichte vortrug und dabei von Monika Herold musikalisch begleitet wurde. In der märchenhaften Erzählung ging es um einen König, dessen Volk und Krieg und Elend leidet, während er und seine Minister rauschende Feste feiern.

Als ein goldener Vogel in den königlichen Speisessaal flattert, lässt der Despot ihn in einen Käfig sperren. Lange hat er jedoch keine Freude an dem Vogel, denn dieser beginnt zu singen: „Wir wollen Frieden!“ Daraufhin dreht ihm der König den Hals um, erschlägt ihn mit dem Schwert, lässt ihn kochen und anschließend in einer Kiste im Fluss versenken. Einige Zeit später gelangt die Kiste wieder nach oben und aus ihr flattert eine ganze Schar goldener Vögel, die den Frieden fordern und damit die Völker beider Kriegsparteien anstecken.

Offenkundig hatte die Geschichte Bezüge zur aktuellen Realität. Die beiden Künstlerinnen schafften es zudem, das Publikum in ihre Performance einzubinden, sodass am Ende alle Anwesenden in den Chor des Friedens einstimmten. Eine rundum gelungene Vorstellung mit einer positiven Botschaft.

Auf der Ausstellung wurde es im Anschluss zunächst laut, denn ein Exponat bestand aus zwei Förderbändern, über welche Kupfermünzen ratterten. Der Lärm war ungeheuerlich, dennoch nahmen nur wenige Gäste die angebotenen Ohrschützer in Anspruch. Der Rest der Ausstellung bestand aus fantasievollen Gemälden, abstrakten Kunstwerken, Fotos, Musik und Textauszügen der Schriftsteller. Alle Sparten waren vertreten. Außerdem gab es ein Mitmachprojekt, bei welchem die Gäste selbst aufzeichnen konnten, was die Begriffe Vertrauen, Verantwortung und Freiheit für sie bedeuten.

Weitere Aktionen im Rahmen der „Resilienzen“ gab es am darauffolgenden Freitag und Samstag an verschiedenen Orten. So las am 16. September die Autorin Anke Engelmann im Café des Mehrgenerationenhauses aus ihren Texten aus dem 1. Lockdown der Corona-Zeit. Sie hatte sowohl ihre eigenen Gedanken als auch die unterschiedlichen Erfahrungen von Interviewpartnern zu Papier gebracht.

Die Performance von Linda Schuhmann im Kunstforum war derweil im wahrsten Sinne des Wortes Geschmackssache. Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Geschmackssinn sollte nicht unbedingt nachgeahmt werden, da das Lecken an Verkehrsschildern und Hausfassaden mit gesundheitlichen Risiken verbunden ist. In jedem Fall war das Programm an allen drei Tagen sehr vielfältig und interessant.

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Buchlesung: „Kein Wort zurück“ – Der schwierige Begriff „Heimat“

Vera Vorneweg erhielt 2019 das Literaturstipendium „Harald Gerlach“ der Kulturstiftung Thüringen und schrieb während eines Aufenthalts in der Rhön ihr Buch „Kein Wort zurück“. Am 7. September hatte sie im Haus zur goldenen Schelle am Gothaer Hauptmarkt die Gelegenheit, daraus vorzulesen.

Schon der Einstieg offenbarte ihren außergewöhnlichen Schreibstil. Die Erzählung handelt von einer Autorin, die eine Geschichte über das Heimatdorf ihrer Kindheit schreibt. Daraus ergibt sich eine interessante Ich-Erzählerperspektive, die zusätzlich durch ihre Metaphern besticht. So sieht sich die Ich-Erzählerin als Wortmutter, deren Wortkinder zuweilen recht eigenwillig und manchmal gar rebellisch sind. Ein Wort will ihr dabei aber nicht aufs Papier kommen. Der Begriff „Heimat“ scheint ihr auf eine unterbewusste Weise negativ behaftet zu sein.

Im Verlauf der Erzählung wird die Heimat personifiziert und hält Zwiesprache mit der Ich-Erzählerin. Diese erfährt auf ihrer Reise in das Dorf ihrer Kindheit sowohl positive als auch negative Assoziationen des Wortes. Auf der einen Seite stehen ihre eigenen nostalgischen Erinnerungen, auf der anderen Seite der Missbrauch des Heimatbegriffs durch rechte Politiker und deren Anhänger. Eine Instrumentalisierung, die bereits in der Großelterngeneration verwurzelt ist.

Obwohl die Ich-Erzählerin im Buch nicht mit der Autorin des Buchs identisch ist, sind einige reale Erfahrungen von Vera Vorneweg mit eingeflossen. Darunter der Besuch eines unheimlichen Gasthauses, welches offenkundig von Rechtsextremisten geführt wird. Wie der Begriff „Heimat“ zu bewerten ist, lässt das Buch am Ende jedoch offen, sodass die Leser selbst ein Urteil fällen können. Zum Nachdenken hat es die Zuhörer bei der Lesung auf jeden Fall gebracht, denn der Redebedarf zu dem brandaktuellen Thema war im Anschluss sehr groß.

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StipVisite im KunstForum Hannah Höch

Von Mitte Juli bis Ende August waren im Gothaer KunstForum Hannah Höch die Werke von Judith Rautenberg und Gökçen Dilek Acay zu sehen, die beide für das vergangene Jahr ein Landesstipendium der Kulturstiftung Thüringen erhalten hatten. Im Rahmen der Ausstellung „StipVisite“ wurden am 24. August die Kataloge der beiden Künstlerinnen vorgestellt, außerdem standen sie für Gespräche zu Verfügung.

Nach einer kurzen Eröffnung durch Ute Edda Hammer von der Kulturstiftung sowie die Kuratoren Bianka Voigt und Konstantin Bayer, wurden die Gäste in das erste Obergeschoss geführt, wo Judith Rautenbergs Lichtinstallationen unter dem Titel „PARTS AND PIECES“ ausgestellt waren. Wie die Künstlerin schilderte, beleuchtet sie eigentlich ganze Gebäude und öffentliche Plätze, doch während der Corona-Lockdowns war dies nicht möglich.

Schlussendlich kam sie dann auf die Idee, Papierschnitt mit Licht zu kombinieren und sich damit auf ein Kunststipendium zu bewerben. Die Ergebnisse sind mal schlicht, mal aufwendig, meist einfarbig, zuweilen aber auch bunt ausgefallen. Die erste Etage wurde für die Dauer der Ausstellung extra abgedunkelt.

Auf der zweiten Etage waren die vielfältigen Werke von Gökçen Dilek Acay unter dem Titel „UNRUHE“ zu sehen. Das Spektrum reichte von Bildern über Wandteppiche bis hin zu Videoinstallationen. Eine Reihe handgestickter Standarten zeigte christliche Figuren mit Tierköpfen, mit denen Acay auf die Umwidmung der Hagia Sophia in eine Moschee aufmerksam machen wollte. Ursprünglich war die Hagia Sophia eine byzantinische Kirche, zwischendurch schon einmal eine Moschee und zuletzt ein Museum. Der türkische Machthaber Erdogan bevorzuge jedoch den Islam und zerstöre damit Weltkulturerbe.

In den anderen Werken finden sich ebenfalls gesellschaftskritische Aussagen, darunter die Unterdrückung der Frauen, welche durch den Austritt der Türkei aus der Istanbul-Konvention gerade dort massiv zugenommen habe. In Acays einstiger Heimat seien Frauenmorde inzwischen wieder Alltag, wobei die Täter in vielen Fällen die Ehemänner der Opfer sind. In einer Videoinstallation verarbeitete die Künstlerin dieses Thema in Form ihrer brennenden Mutter. Direkt daneben waren Bilder aus Katzenhaar angebracht, eines mit der Aufschrift „sick and sad world“ („kranke und traurige Welt“).

Eine weitere Videoinstallation trug den Titel „Atomliebe“ und war in den Farben der französischen Tricolore gehalten. Ein Statement gegen den Neubau von über 30 Atomkraftwerken in Frankreich, welches zugleich auch Themen wie Sexismus und Umgang mit Tieren aufgriff. Der teils verstörende Stil von Gökçen Dilek Acay mag Geschmackssache sein, doch passt er gut zu ihren politischen Botschaften. Zum Schluss gab die Künstlerin noch eine kleine musikalische Performance mit begleitender Gitarre, bevor es zurück ins Erdgeschoss ging, wo schon die Kataloge von ihr und Judith Rautenberg auslagen.

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